Zufluchtnahme - Eine Herzensangelegenheit und Voraussetzung für die Ausübung des Dharma

BUDDHAM SARANAM GACCHÂMI
DHAMMAM SARANAM GACCHÂMI
SANGHAM SARANAM GACCHÂMI

Ich nehme meine Zuflucht zum Buddha,
Ich nehme meine Zuflucht zum Dharma,
Ich nehme meine Zuflucht zum Sangha.

Diese Zufluchtnahme habe ich in verschiedenen Buddhistischen Traditionen angetroffen und scheint universell zu sein. Auf ganz wunderbare, hingebungsvolle Weise, rezitiert Tenzin Drolkar mit ihrer Ukulele, diese Zeilen beispielsweise. Dies mit erleben zu dürfen, ist ein ganz besonderer Moment der gelebten Hingabe an die 3 Juwelen.

In der Gelugtradition - Mahayana, in welcher ich mittlerweile doch mein Zuhause gefunden habe, wird die Zuflucht bsp. so rezitiert:

“Zum Buddha, zum Dharma und zum Sangha, nehme ich meine Zuflucht, bis ich die Essenz der Erleuchtung erlange. Möge ich durch das Geben und den anderen Vollkommenheiten, schnell die Buddhaschaft zum Wohle aller Lebewesen erreichen.”

Sind diese Worte nicht wunderbar?

“Warum mache ich etwas und wie mache ich etwas?” Es ist immer wieder die Frage der Motivation, der inneren Einstellung, welche uns denken und handeln lässt. So sagen es auch immer wieder die Gelehrten, so sagt es auch immer ehrwürdige Soenam choekyi zu mir: “Dani, wenn Du früh aufstehst, versuche darüber nachzudenken; was ist Deine Motivation für den Tag, was ist Deine Motivation für Dein Handeln?”

Und was ist also meine Motivation, jeden Tag frische Gaben auf den Altar zu stellen und 3x morgens und 3x abends Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha zu nehmen? Für mich, Vertrauen, Liebe und Hingabe. Aber doch auch noch soviel mehr.

Die Möglichkeiten der Ausführung, so wie ich sie kenne, sind entweder Verbeugungen vor dem Altar mit Buddhastatue, indem man auf die Knie geht, wobei die Stirn leicht den Boden berührt. Die Hände dabei flach neben den Kopf auf die Erde gelegt.

Oder, wenn möglich in Form der Niederwerfung mit gestrecktem Körper, die Arme langgestreckt und die Hände vor dem Kopf zusammen gefaltet.

Ich persönlich denke, es ist ganz wichtig, sich darüber Gedanken zu machen. Wie wird eine Verbeugung, Niederwerfung korrekt ausgeführt; da gibt es erklärende Schriften dazu, zum Bsp. erläutert von ehrwürdigen Geshela Thubten Ngawang in einem Buch und vor allem, in welchem Geist wird sie ausgeführt. Diese Handlung, sollte meiner Ansicht nach, nicht einfach nur so, weil es irgendwo gesehene wurde, weil es jemand so und so macht und hoffentlich erst recht nicht, weil man denkt, das ist gerade “in” und “alle machen das in einem Zentrum irgendwie so und so”, durchgeführt werden. Die Zufluchtnahme sollte demzufolge, auch nicht “zwischen Tür und Angel mit irgendwelchen phantastischen ausgeschmückten Geschichten” erklärt werden. Auch halte ich es für sehr essentiell, diese von einer/einem Geshe, Mitgliedern der Ordensgemeinschaft (Nonnen oder Mönche) oder einem voll autorisierten, den Dharma selbst mit Hingabe, ethischem Verhalten und Wissen lebenden! westlichen Lehrer, erklärt zu bekommen.

Da mein Kenntnisstand jedoch noch sehr begrenzt, mir gerade auch die Zufluchtnahme selber sehr wichtig ist, ist es mir eine sehr große Ehre, hier an dieser Stelle die Worte von S.E.Dagyab Kyabgön Rinpoche für das Thema der Zufluchtnahme, verwenden zu dürfen.

Persönlicher Dank an Sie, ehrwürdiger S.E. Dagyab Kyabgön Rinpoche
Leider sind Sie schwer anzutreffen, daher möchte ich hier diese Möglichkeit nutzen, um Ihnen meine tiefe Dankbarkeit und Verehrung für das Lehren des Dharma darzubringen. Sie sind ein so gütiger, wissender und von großem Mitgefühl geprägter Lehrer. Sie haben in einem sehr langen, intensiven Studium in den Klosteruniversitäten das Wissen über den Dharma erlangt. Und doch sind Sie von einer solch bescheidenen, feinen Art. Sie sind eine große Inspiration für so viele Menschen. Ihre Worte sind sehr kostbar für mich und sicher auch für alle Interessierten.
Von ganzem Herzen; Danke.

Und so gebe ich nun einen Teil der Worte von S.E. Dagyab Kyabgön Rinpoche mit freundlicher, ausdrücklicher Genehmigung durch S.E. Dagyab Kyabgön Rinpoche sowie auch durch das Tibethaus Frankfurt, welches die Worte in schriftliche Form gebracht und aufgeschrieben hat, aus dem Heft zur Zufluchtnahme, welches für alle zugänglich ist, wieder. Ihr könnt es hier finden:

http://www.tibethaus.com/uploads/media/Buddhistische_Zuflucht_web.pdf

Somit natürlich auch ein großes Dankeschön an das Tibethaus Frankfurt.

…“Die Säule des Buddhismus ist das Gesetz von Ursache und Wirkung – das ist das “Grundgesetz des Buddhismus„. So hat es Seine Heiligkeit der Dalai Lama einmal genannt. Unsere eigenen Handlungen sind die Ursache für das, was wir in Zukunft erfahren werden. Streng genommen kann uns niemand helfen – außer wir selbst. Als Buddhisten nehmen wir Zuflucht zu den so genannten Drei Juwelen – zu Buddha, Dharma und Sangha. Es ist aber nicht so, dass die Drei Juwelen alles für uns in Ordnung bringen würden. Die Kraft ihres Segens und ihrer guten Wünsche kann uns zwar sehr unterstützen, aber das ist eher eine psychologische Wirkung. Wie wir in der Zukunft sein werden und welche Erfahrungen wir machen werden, hängt total von uns selbst ab – von unserer geistigen Haltung und unseren Handlungen. Dieser Zusammenhang ist außerordentlich wichtig und sollte von Anfang an im Vordergrund stehen.”….

“Zwei Ursachen der Zuflucht. Wer buddhistische Zuflucht nehmen möchte, braucht unbedingt ein Verständnis von der Gefahr, in der er oder sie sich befindet, sowie Vertrauen in den Ausweg, den der Buddha gezeigt hat. Furcht vor den Leiden der momentanen Situation und Vertrauen in die Drei Juwelen sind die beiden Ursachen für die Zufluchtnahme.
1.Furcht vor Leiden als Ursache Wenn wir im Buddhismus über Leiden sprechen, dann sind damit nicht in erster Linie Krankheit, Armut und andere schmerzhafte Erfahrungen gemeint. Es geht um ein tieferes Verständnis von Leiden – um ein Verständnis des Alles Durchdringenden Leidens. Seit anfangsloser Zeit – zumindest aber, seit ich mich erinnern kann – bin ich mehr oder weniger ständig meinen falschen Konzepten wie Anhaftung, Hass, Neid und Unwissenheit gefolgt. Ich habe die Regie nicht selber übernommen, sondern habe die Regie meinen unheilsamen Geistesfaktoren – meinen Geistesgiften – überlassen. Durch diese falsche Gewohnheit, mit den Geistesgiften zu kooperieren, habe ich unzählige schlechte Handlungen begangen, schlechtes Karma angesammelt. Durch diese Ursachen werde ich in Zukunft unerträgliche Ergebnisse als Wirkung erfahren und immer wieder zwanghaft in den verschiedenen Daseinsbereichen Existenz annehmen müssen. Darum geht es, wenn wir im Buddhismus von Leiden sprechen, und dafür müssen wir eine Lösung finden. Die eigentliche Gefahr besteht also in unseren Geistigen Giften und unseren falschen Handlungen.”…

sowie “2. Vertrauen in die Drei Juwelen als Ursache Der Buddha hat selbst alle Fehler beseitigt und alle Qualitäten uddha B vollkommen entwickelt. Er hat die Funktion des Lehrers und hat den buddhistischen Weg für uns gezeigt. Deshalb ist Buddha ein Vertrauensobjekt, zu dem ich Zuflucht nehmen kann. …”

“Dharma und ist das Hauptzufluchtsobjekt. Dharma ermöglicht mir, korrekte Erkenntnisse zu entwickeln. Wir leben bisher mit vielen falschen Konzepten. Dadurch entstehen in jedem Einzelnen alle Arten von Geistigen Giften, und dadurch kreisen wir ununterbrochen im Daseinskreislauf umher. Durch korrekte Erkenntnis kann ich aus diesem Netz herausgekommen. Letztlich geht es um die Bekämpfung und Überwindung der Geistesgifte – nur darum. …”

“Sangha bezeichnet entweder diejenigen Lebewesen, die bereits Sangha eine bestimmte stabile Stufe geistiger Entwicklung erreicht haben, oder generell eine Ansammlung von mindestens vier Voll-Ordinierten. Ihre Qualität liegt darin, dass sie uns durch ihre Verwirklichungen oder durch den Wert ihrer ethischen Regeln dabei unterstützen, die eigenen Fehler von Körper, Sprache und Geist zu korrigieren. Viele Menschen wie du und ich sind dem Wort des Buddha gefolgt….”

Dann gibt es noch die formelle Zufluchtnahme vor einem Lehrer:

…“Wenn man Zuflucht nimmt, dann wird man Buddhist. Mit der Zufluchtnahme muss die Absicht verbunden sein, die Lehre des Buddha zu studieren und nach seinen Anweisungen zu praktizieren. Man konzentriert sich auf die Drei Juwelen als ausschließliche Objekte der Zuflucht. In Bezug auf Dharma verpflichtet man sich dazu, anderen Lebewesen keinen Schaden zuzufügen. In Bezug auf Sangha versucht man, Beziehungen zu Menschen einzugehen, die den eigenen spirituellen Weg unterstützen. Im täglichen Leben achtet man darauf, Buddha-Statuen und Texte mit Respekt zu behandeln, die eigene Nahrung mit Tischgebeten zu segnen und den Drei Juwelen Opfergaben darzubringen. Sechsmal täglich rezitiert man die Zufluchtsformel, erinnert sich an die Zufluchtsobjekte und verlässt sich unter allen Umständen auf sie. Weil die Zuflucht die Basis für alle weiteren Gelübde ist, gibt man sie niemals auf. Anderen Religionen wird man nicht nur mit Toleranz, sondern mit Respekt begegnen.”…


Unterweisungen zu der Zufluchtnahme können nie langweilig werden. Sie sind stets eine Quelle der Inspiration, der Liebe und Hingabe, des Mitgefühls, des Öffnen des Herzens. Mit tiefer Dankbarkeit und Liebe denke ich gerade an die Unterweisungen dazu, zu Beginn von Seminaren bsp. in Semkyeling. Oft habe ich das Gefühl, meine Worte sind zu begrenzt, um etwas, was ich fühle, wieder geben zu können. Dies ist wieder so ein Fall. Doch das ist nicht schlimm. Findet es selber raus, ob und was es mit Euch selber macht, wenn Ihr dazu Unterweisungen bekommt und die Zufluchtnahme selber ausführt.

Möge dies alles für die fühlenden Wesen von Nutzen sein.