Wien Zentralfriedhof Stupa
Stupa wurde in etwa dem Stupa aus Sanchi nachempfunden
- erbaut:
- Mai 2005
- begleitet durch:
- die Entwürfe für die Gestaltung erfolgten durch den Architekten Christof Riccabona
- Schule / Tradition:
- alle buddhistischen Richtungen
- Zentrum:
- Betreuung durch den ÖBR
- Schirmherr:
- begehbar:
- innen nicht begehbar
- Besonderheiten:
- Befüllt mit Schriften aller in Österreich vertretenen buddhistischen Schulen und Traditionen (1). Steht in der Mitte eines angelegten 8-fachen Pfades, umgeben von einem Kolumbarium und Ruhestätten auf einem gesonderten Teil des Wiener Zentralfriedhofes.
- zusätzliche Informationen:
- im Herbst 2003 Bodeneinsegnung des Areals, siehe auch: Webseite Buddhismus-austria (1)
Foto-privat: Daniela Radke, Stupa mit Grabsteinen
Foto-privat: Daniela Radke, Erläuterungstafel am Eingang
Foto-privat: Daniela Radke
Foto-privat: Daniela Radke, Eingang ins Parinivarana - Bildliche Darstellung auf der Anda
Foto-privat: Daniela Radke, Kolumbarium am Eingang
Eigene Beschreibung
Auf diesen Stupa und diesen Ort war ich sehr gespannt, denn es gibt noch nicht all zu viele buddhistische Friedhöfe bzw. buddhistische Abteilungen auf Friedhöfen in Europa. 2015 wurde ein buddhistischer Teil auf dem Heidefriedhof in Dresden mit einer wunderschönen Buddhastatue eingeweiht, jedoch ohne einen Stupa.
Der Zentralfriedhof in Wien ist sehr groß mit mehreren Toren, also Eingängen. Er liegt historischer Weise außerhalb der Innenstadt und ist gut mit der Straßenbahnlinie 71 zu erreichen. Bevor ich den Friedhof durch das Tor 3 betrat, habe ich an einem der Blumenstände vor dem Eingang eine Blume als Opfergabe für den Stupa erworben. Es war ein herrlicher sonniger Tag. Zu meinem Erstaunen fuhren sogar Pferdekutschen durch den Friedhof, welche wie bei “Sehenswürdigkeiten” an verschiedenen Gräbern anhielten. Der Kremser schien die Fahrgäste mit Wissenswertem und Anekdoten dabei zu unterhalten. Es gibt auch eine Bushaltestelle, viele zentrale Plätze und Kirchen. Ich lief auf dem Weg zu der buddhistischen Stätte an schlichten kleinen Gräbern vorbei, welche sich mit Familiengruften aus schweren mit Eisenhenkeln und in die Erde gelassenen Eisentüren abwechselten. Dann wiederum lief ich an vielen reich dekorierten Grabstellen mit großen Plastiken oder mit in Miniaturformat erbaute Kirchen versehen, vorbei. Richtige Kunstwerke waren das. Manche schienen den nicht endenden Schmerz ob des Verlustes auszudrücken, manche etwas in der Art des Verheißungsvollen. In dieser vielfältigen, eigentlich nicht so sehr bedrückenden Atmosphäre, wie ich es empfand, gelangte ich nun zu dem buddhistischen Teil des Friedhofes. Durch ein Tor mit angegliedertem Kolumbarium, trat ich ein. Gut leserlich war eine sehr lehrreiche Legende mit Erläuterungen zu den verschiedenen Abschnitten und der Gliederung dieser buddhistischen Stätte angebracht. Ich habe diese als Bild hier mit angefügt, so könnt ihr es Euch gut durchlesen. Der Stupa wurde so erbaut, das er sich mittig des edlen 8fachen Pfades befindet. Er steht auf 3 runden Stufen und die Basis, auf welcher sich die Anda befindet, besteht ebenfalls aus 3 Reihen von Kacheln. Somit wird auch hier auf die 3 Juwelen: Buddha, Dharma und Sangha hingewiesen. Auf der Anda sind die 4 Stationen aus Buddhas Leben abgebildet. Ich habe hier als Beispiel, das Parinirvana des Buddha (liegend) mit einem Stupa im Hintergrund, für diese wunderschönen Zeichnungen beigefügt. Nach der Verbeugung und den Umrundungen des Stupa, gelangte ich auf einen der Wege, welche sternförmig vom Stupa aus abgehen, zu den Grabsteinen. Diese sind sehr schlicht gehalten, ohne Namensnennung. Mittig ist je ein Rad abgebildet. Ich stand davor und fragte mich: Was bleibt, wenn wir gehen? Und wie wichtig oder unwichtig sind die uns umgebenden materiellen Dinge? Wie wichtig ist das Unwichtige mit dem wir uns gern umgeben und es dabei für sehr wichtig halten? Der Tod macht keine Unterscheidung vom Alter her, nicht ob geboren oder noch ungeboren, nicht vor dem Geschlecht, der Religion. Nicht vor Armut noch vor Reichtum. Ich dachte an Dinge wie Vergänglichkeit und abhängiges Entstehen…. Ja, hier ist wahrlich ein guter Ort der Kontemplation. Dies wird noch einmal durch die 12 Steine auf dem äußeren Ring verdeutlicht. Sie stehen für die 12 Glieder des abhängigen Entstehens und vergegenwärtigen uns den Kreislauf, in welchem wir immer und immer wieder hinein geboren werden. Den immer wieder währenden Kreislauf von Geburt, Sinnesfreuden; welche uns Glück und Freude vorgaukeln, Altern, Krankheit und Tod. Zum besseren Verständnis kann man den äußeren Weg eben gleich mehrmals gehen. Das wird hier alles sehr erfahrbar, greifbar. Du läufst und kontemplierst und dann blickst Du auf und der Stupa mit seinen 37 zur Erleuchtung förderlichen Eigenschaften steht vor Dir und weist den Weg aus dem Kreislauf. Er weißt den Weg zur Befreiung.
Dieser Stupa mit dem Kolumbarium ist wahrlich eine Quelle der Inspiration. An dieser Stelle möchte ich mich sehr für den sehr freundlichen Austausch mit dem ÖBR, speziell Herrn Mag. Martin Schauerhofer bedanken (1).
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mit freundlicher und ausdrücklicher Genehmigung durch Mag. Martin Schauerhofer / ÖBR [http://www.buddhismus-austria.at/oebr-organisation/buddhistischer-friedhof-wien/] ↩