Stupaformen
Kurze Einleitung zu den 8 verschiedenen Stupaformen, entnommen und zusammengestellt aus der Diplomarbeit von Christian Dräger 1
(Eigene Anmerkung: Aufgrund der Komplexität dieses Themas möchte ich hier lediglich eine kleine Übersicht einstellen, welche keine Vollständigkeit auf den Inhalte erhebt, wie es beispielsweise Christian Dräger1 in seiner Diplomarbeit erarbeitet hat.)
“Im tibetischen Kulturkreis gibt es zahlreiche Tschörten, die in ihrer Form variieren. Tucci zufolge lässt sich die Vielzahl der Bauarten auf acht wesentliche Typen reduzieren, von denen behauptet wird, dass sie auf altindische Prototypen zurückgehen, die mit dem Leben und der Lehre des historischen Buddha Shakyamuni verbunden sind (Tucci 1988, 13f).”
“Inwieweit diese großen, historischen Stupas, die zudem mutmaßlich auf der Grundlage bereits existierender vorbuddhistischer Anlagen errichtet worden sind, tatsächlich mögliche Prototypen für die Entwicklung des tibetischen Tschörten und seiner Varianten waren, ist meines Erachtens völlig ungeklärt. Die tibetischen Typen haben nur wenig Ähnlichkeit mit den archäologischen Rekonstruktionen der indischen Stupas. Es gibt nur grundlegende Übereinstimmungen, aber keine begründeten Übereinstimmungen ihrer Form mit dem jeweiligen Modell aus der Reihe der acht von Tucci benannten tibetischen Tschörten. Zudem handelt es sich bei den acht unterschiedlichen Ausführungen, die heutzutage in der Region Tibet zu finden sind, auch eher um Varianten als um Typen.”
8 Varianten des Dschangtschub-Tschörtens
“Drei dieser Varianten sind in der Region Tibet sehr häufig anzutreffen. Die Literatur zu den acht Varianten, die unterschiedliche Ereignisse im Leben des Buddha symbolisieren, ist jedoch spärlich und viele Primärquellen offenbar noch nicht übersetzt.”
Laut den Angaben in der Diplomarbeit von Christian Dräger1, handelt es sich also um folgende Tschörten und Ihre Merkmale:
Der Padpung-Tschörten
Tibetisch: Pad-spungs-mchod-rten / Padmatakastupa
Bedeutung: Die Geburt des Buddhas in Kapilavastu
Form: Runde Stufen der Basis mit Lotusblatt-Fries
Charakteristik:
- in der quadratischen Basis mit Lotussen geschmückt
- die 4 Sockelstufen auf dem Löwenthron sind rund um mit Lotus- Blütenblättern geschmückt
Der Dschangtschub-Tschörten
Tibetisch: Byang-chub-mchod-rten / Mahabhodistupa
Bedeutung: Erleuchtung in Bodhgaya
Form: Quadratisch mit 4 Stufen
Charakteristik: 4 klare, regelmäßige, ungeschmückte Stufen der quadratischen Basis
Der Taschi-Gomang-Tschörten
Tibetisch: Sgo-mang- mchod-rten / Bahudvarastupa
Bedeutung: Die erste Lehrrede in Benares (Sarnath)
Form: Quadratische Stufen mit zahlreichen Türen
Charakteristik: um alle 4 Stufen der Basis herumlaufendes Band aus kleinen Türen, Aufzählung wie folgt:
- 4 Türen = 4 edlen Wahrheiten
- 8 Türen = 8 Befreiungen / Erlösungen
- 12 Türen = 12 Glieder des abhängigen Entstehens
- 16 Türen = 16 Leerheiten
Der Tschothrul-Tschörten
Tibetisch: Cho-’phrul-mchod-rten / Pratiharyastupa
Bedeutung: Wundertaten in Srvasti
Form: Quadratisch mit Vorbau, er besitzt 20 Ecken
Charakteristik: Vorsprünge in alle 4 Richtungen
Der Lhabab-Tschörten
Tibetisch: Lha-babs-mchod-rten / Devavatarastupa
Bedeutung: Herabstieg vom Himmel in Kasi
Form: Quadratisch mit 4 Stufen und mittiger Treppe an jeder Seite
Charakteristik: Himmelsleiter in der Mitte jeder Seite der quadratischen Basis
Der Yendum-Tschörten
Tibetisch: Dbyen-dzlum-mchod-rten / Antaryanastupa
Bedeutung: Streitschlichtung in Rajagriha
Form: 8 Ecken und 8 Stufen
Charakteristik:
- Oktagonaler Grundriss der Stufen
- jede Stufe besitzt somit 8 Ecken
Der Namgyal-Tschörten
Tibetisch: Rnam-rgyal-mchod-rten / Vijayastupa
Bedeutung: Lebensverlängerung in Vaisali
Form: rund mit 3 Stufen
Charakteristik: 3 runde Stufen welche an die 3 Tore der Befreiung erinnern:
- Körper
- Rede
- Geist
Der Nyangdä-Tschörten
Tibetisch: Myang-’das-chod-rten / Mahaparinirvanastupa
Bedeutung: Eintritt in die große Todlosigkeit in Kusinagara
Form: große Glockenförmige Kuppel, ohne Stufen
Charakteristik:
- Glockenform, mit der Spitze zusammen wie die tibetische Handglocke aussehend
- keine Stufen
- Vase / Ei ruht direkt auf dem Thron
Weitere Typen, gemäß den Beschreibungen von Christian Dräger 1
Abbildung 20: Weitere Tschörtentypen, von links nach rechts: Dschangtschub-Tschörten mit doppeltem Thron, Haus-Tschörten, Tor-Tschörten, Sonderform des Lhabab-Tschörten mit übermäßiger quadratischer Basis, Sternförmige Sonderform.
“In der Region Tibet gibt es zahlreiche Varianten und Modulationen von Tschörten. Eine genaue Klassifizierung in Typen und Varianten ist bislang nicht vorgenommen worden. Es lassen sich meines Erachtens folgende Tschörtentypen voneinander unterscheiden. Der Dschangtschub-Tschörten mit einem doppelten Thron ist ein häufig anzutreffender Typ, seine Proportionen sind im Vergleich zum idealtypischen Dschangtschub-Tschörten wesentlich verschoben. Von ganz eigenem Aussehen ist der Haus-Tschörten (chorten kangtse), der in einigen Abwandlungen existiert (Cook 1997, 232). Der Tor-Tschörten ist vor allem eine Art Hinweisschild, um zu klösterlichen Anlagen zu führen. Diese hohe, aufgedockte Form des Tschörten ist im tibetischen Landschaftsraum äußerst auffällig. Eine Sonderform des Lhabab-Tschörten mit einer groß proportionierten quadratischen Basis muß ebenfalls als eigener Typ erwähnt werden, da genau diese Abwandlung insbesondere in Ladakh häufig anzutreffen ist. Zudem gibt es noch einen seltenen, sternförmigen Sondertyp, der mit zahlreichen Türen ausgestattet ist (vergleiche Abbildung 20).”
Zu weiteren Bildern dieser Stupaformen, siehe bitte auch bsp. unter: http://stupa-berlin.de des Bodhicharya-Institut in Berlin.
Quellen:
1 Diplomarbeit Christian Dräger, Der Tibetische Tschörten, Form, Symbolik und Bedeutung, Eine Untersuchung des tibetisch-buddhistischen Stupas in Theorie und Praxis / Wintersemester 1999/2000, S.79-95; mit freundlicher Genehmigung nur für diese Website. Für weitere Nutzung bitte mit Christian Dräger in Kontakt treten. (Quellen: Cook 1997, 215ff.; Keilhauer 1990, 368; Thubstan Palden 1997, 64ff.; Essen 1989, 45ff.; Gutschow 1997, 302ff.)