Tschangdschub-Stupa

erbaut:
2011
begleitet / eingeweiht durch:
Ehrwürdiger Geshe Tenzin Dhargye
Schule / Tradition:
nicht festgelegt soweit mir bekannt
Zentrum:
keines
Reliquien:
u.a. von S.H. Dalai Lama
begehbar:
auf Anfrage der Garten in welchem der Stupa steht
Besonderheiten:
privater Stupa
zusätzliche Informationen:
siehe untenstehende Ausführungen

Foto-privat: Daniela Radke

Foto: Rudolf Schratter, Bauphase

“Der Tschörten vom Stronachhof möge diese Energien im Betrachter wecken und er ist ein Zeichen der globalen Verbundenheit aller menschlichen Wesen, insbesondere der durch die Freundschaft Seiner Heiligkeit des XIV. Dalai Lama mit dem Hüttenberger Heinrich Harrer gewachsenen Verbundenheit der Menschen dieser Region mit dem tibetischen Volk und seiner Kultur.” Erläuterungen durch Herrn Schratter zu dem Stupa und seiner Symbolik, mit ausdrücklicher freundlicher Genehmigung für diese Webseite.

Eigene Beschreibung

Nach meinem Aufenthalt im Tibetzentrum in Hüttenberg, wo ich ausgiebig die umfassende Bibliothek in Beschlag nehmen konnte, bekam ich den Hinweis auf einen privaten Stupa. Ich dachte mir, das ist verrückt…. neugierig und mit freudigem Geist, machte ich mich auf, um der ausgedruckten Wegbeschreibung von einem Mitarbeiter im Zentrum, zu folgen. Nach einer Wegbiegung dieses wunderbaren Weges mit vielen Schmetterlingen, Bienchen und anderen Wegbegleitern, leuchtete mir der Stupa tatsächlich vom Hang her entgegen! Die Sonne mit ihrem warmen hellen Schein, tauchte die Spitze zusätzlich in ein wunderschönes Licht. Mir standen die Tränen in den Augen und ich dachte, das ist unglaublich! Meinem verzagten Rufen beim Ankommen auf dem Stronachhof: “Hallo, ist jemand zu hause?”, wurde mit einer Herzlichkeit und Offenheit begegnet, welche mich sehr berührt hat. Nach den Erzählungen, haben wir ein Räucherstäbchen angezündet und die Mani-Rolle gedreht. Das, so sagte mir Herr Schratter, sei so Tradition für jeden der hier vorbei kommt. Das ich dann auch die für den Stupa vorhandenen privaten Unterlagen, für diese Webseite und somit allen Interessierten Menschen zur Verfügung stellen darf, dafür möchte ich mich hiermit mit großem Respekt und Dankbarkeit, bei Herrn Schratter bedanken. Der Bau des Stupa und das Geben dieser Informationen ist gelebte Freigebigkeit. Möge es zum Nutzen aller Wesen sein.

Ich habe die Erläuterungen für die Symbolik des Stupa, im Wortlaut von Herrn Schratter übernommen, denn ich denke, das genau durch diese Beschreibung und den sicher unzähligen Gedanken dazu, der Mühe und Arbeit, aber sicher auch großer Freude, dieser Stupa zu dem wunderbaren Stupa, wie er jetzt im Garten steht, erst hatte werden können. Und auch dieser Stupa steht nicht allein, sondern ist durch so viele Menschen und vielfältigen Bedingungen entstanden. Und er hat einen “Bruder”..dazu aber am Ende der Erläuterungen. Es ist mir wiederum eine große Freude, dies alles nun hier wiedergeben, und mit Euch allen teilen zu dürfen:

Hier nun die privaten Aufzeichnungen von Herrn Schratter:


1.) Die Basis-Plattform, welche “die Erde hält”, symbolisiert die 10 Tugenden:

  • Körper:
    • Schützen allen Lebens
    • Üben von Großzügigkeit
    • Bewahren reinen Verantwortungsbewusstseins
  • Sprache:
    • Die Wahrheit sagen
    • Alle Wesen dazu anleiten, sich zu respektieren
    • Sprechen in einer ruhigen und sanften Art
    • Vernünftiges und sinnvolles Sprechen
  • Geist:
    • Zufriedenheit üben
    • Selbstloses Verhalten
    • Vertrauen in rechte Einsicht als Grundlage der Befreiung

2.) Die 3 Stufen darüber symbolisieren die drei Werte, an die sich der Mensch halten kann:

  • Buddha
  • Dharma (die Lehre)
  • Sangha (die Gemeinschaft der Gläubigen)

Als sich der Buddhismus in ganz Asien ausbreitete, entwickelten sich zahlreiche Stupa-Typen. In der tibetischen Tradition bildete sich eine Gruppe von 8 Stupas bzw. Tschörten heraus, die das Gedächtnis an die acht Hauptereignisse des Buddha-Lebens bewahrten:

“……Der Tschörten der Erleuchtung oder des Sieges über Mara“ erinnert an den Sieg des Buddha über Mara und seine Erleuchtung unter dem Bodhi-Baum in Bodh Gaya (unsere Form des Tschörten)…”

3.) Der Löwenthron symbolisiert die Bedeutung im gesamten Universum, insbesondere betreffend die vier Furchtlosigkeiten, die der Erfolg der vier Weisheiten sind:

  • Das Wissen, alle Umstände des Daseins zu erkennen.
  • Das Wissen, Hindernisse richtig zu erfassen und den Weg, sie zu überwinden, anderen Wesen zu lehren.
  • Das Wissen, wie der Pfad der Entsagung, der die tugendhaften Eigenschaften bewirkt, tatsächlich beschritten wird.
  • Das Wissen, jeglicher Verblendung ein Ende zu bereiten.

4.) Die Schatzvase oberhalb des Thrones (4 Stufen) symbolisiert die 8 kostbaren Opfergaben. Diese gelten als Symbole des Achtfachen Edlen Pfades:

  • Vollkommene Erkenntnis
  • Vollkommene Gesinnung
  • Vollkommene Rede
  • Vollkommenes Handeln
  • Vollkommener Lebenserwerb
  • Vollkommene Anstrengung
  • Vollkommene Achtsamkeit
  • Vollkommene Sammlung

5.) Die Lotosblätter stehen für die 6 transzendenten Tugenden oder 6 Vollkommenheiten (von den 3 Lotossockeln wurde der erste und größte in einer Nachtschicht nach bestem Wissen und Gewissen bzw. den unvollkommenen künstlerischen Kenntnissen entsprechend aus dem Beton herausgearbeitet. Der 2. Lotossockel unterhalb der Bumpa (Kuppel) wurde von Meister Lobnig vorkonstruiert und zeigt wesentlich deutlicher erkennbare Lotosblätter):

  • Großzügigkeit
  • Moral
  • Geduld
  • Energie
  • Meditation
  • Weisheit

6.) Die 4 Ecken des bisherigen Bauwerks stehen für die 4 „Unermesslichen“, die man anstrebt:

  • Unermessliche Liebe
  • Unermessliches Mitgefühl
  • Unermessliche Freude
  • Unermesslicher Gleichmut

Es folgen auf den ersten Lotossockel die 4 Stufen der Achtsamkeit.

7.) Die erste Stufe symbolisiert:

  • Die Achtsamkeit des Körpers
  • Die Achtsamkeit der Gefühle
  • Die Achtsamkeit auf der Gedanken
  • Die Achtsamkeit auf die Bedingungen unserer Existenz (Dharma)

8.) Die zweite Stufe steht für die perfekte Anstrengung:

  • Das Streben danach, bestehende günstige Bedingungen zu erhalten
  • Das Streben danach, noch nicht existierende günstige Bedingungen zu produzieren
  • Das Streben danach, bestehende ungünstige Bedingungen abzuwehren
  • Das Streben danach, keine Voraussetzung für das Entstehen ungünstiger Bedingungen zu schaffen

9.) Die dritte Stufe symbolisiert die vier wunderbaren Verhalten:

  • Intention
  • Denken
  • Beharrlichkeit
  • Analyse

10.) Die vierte Stufe steht für die fünf Kräfte:

  • Die Fähigkeit des Glaubens
  • Die Fähigkeit der Energie
  • Die Fähigkeit der Achtsamkeit
  • Die Fähigkeit der Konzentration
  • Das Erkenntnisvermögen

11.) Der Lebensbaum Er wird bei Segnungszeremonie mit Mantras versehen und in den mittleren offenen Kanal des Tschörten gegeben. Er symbolisiert die 10 Erkenntnisse der Phänomene:

  • Das Erkennen der Gedanken anderer Wesen
  • Verbindung zu anderen Existenzen
  • Empirisches Wissen
  • Erkennen, dass das Leben Leiden ist
  • Erkennen des Ursprungs der Leiden
  • Beenden des Leidens
  • Wege zum Beenden des Leidens
  • Dinge, die zur Verzweiflung führen
  • Die Leerheit allen Seins

12.) Die Bumpa oder Kuppel für sich symbolisiert die sieben Bereiche des „Erwachens“:

  • Die Ansammlung früherer Existenzen
  • Das Wissen um die Grundsätze des Glaubens
  • Fleiß
  • Entrückung
  • Beherrschung aller Glaubensdisziplinen
  • Konzentration
  • Gleichmut

13.) Die Harmika Sie ist oberhalb der Bumpa angebracht und enthält meist die wichtigsten Gaben, die in einem Tschörten untergebracht werden. Sie steht für den Edlen Achtfachen Pfad des Buddhismus. Bis hierher wurde die bauliche Durchführung von Meister Lobnig bewerkstelligt. Die Malerei hat meine Schwiegermutter vorgenommen. Die Herstellung des Tschörten am Stronachhof wurde so durchgeführt, dass für die Unterbringung des Lebensbaumes und der verschiedenen Gaben arbeitsbedingt nur ein kleiner Raum zur Verfügung steht: ein rund 7 cm starker Kanal ist in der Mitte des Baues hochgezogen, wobei die tatsächliche Unterbringung der Gaben ab der Höhe des 1. Lotossockels (siehe unter Punkt 5) möglich ist.

Untergebracht werden von meiner Seite Geschenke S.H. des Dalai Lama, des Nechung-Orakels in Dharamsala (Tibetisches Staatsorakel) und von Heinrich Harrer. Dazu wird jeder bei der Einweihung anwesende Gast die Möglichkeit haben, ein zusammengerolltes Mantra-Blatt mit dem Mantra „Om mani padme hum“ hineinzugeben. Dieses Mantra heißt übersetzt etwa „O Juwel aus der Lotosblüte“ und ist eine Anrufung des tibetischen Bodhisattva Tschenresi, als dessen menschliche Daseinsform S.H. der Dalai Lama angesehen wird……

14.) In der Bumpa ist eine Öffnung ausgespart worden, in der wie üblicherweise in Höhlen des Himalaya dargestellt, der große tibetische Heilige Milarepa sitzen wird. Diese kleine Statue …..ist eine wunderschöne Verbindung dieses tibetischen Naturheiligen aus dem 11. Jahrhundert mit der Naturlandschaft unserer Region, in die er hinausblicken wird…….


Die zwei „Brüder“ vom Stronachhof

Am Stronachhof in Großkoll, oberhalb von Knappenberg, wurden in den Jahren 2011 und 2013 zwei kleine Bauwerke geschaffen, die man als Zeichen von Achtsamkeit und Respekt vor allen Wesen und Traditionen betrachten kann. Sie sind zwei völlig verschiedenen Kultur- und Religionskreisen zuzuordnen…. “

Und wenn Ihr Interesse habt, dann könnt Ihr sicher auch auf dem Stronachhof diese wunderbare Geschichte zu den beiden Brüdern erfahren.

Foto-privat: Daniela Radke Der “Bruder des Milarepa im Geiste, Franziskus” Eigenbau durch Herrn Schratter, ganz im Sinne der Säkularität